Fußreflexzonenmassage bewertet
Definition
Die Fußreflexzonenmassage ist ein Diagnose- und vor allem Therapieverfahren, das auf der Vorstellung beruht, dass bestimte Bereiche der Fußsohle (Reflexzonen) Organen zugeordnet sind und diese durch Massieren beeinflusst werden können.
Auf diese Weise sollen Krankheiten und Beschwerden, die mit diesen Organgen zusammen hängen, gelindert werden.
Konzept
Die Methode ähnelt konzeptionell der Traditionellen chinesischen Medizin. Diese geht davon aus, dass durch Behandeln eines Körperbereichs der Energiefluss im ganzen Körper beeinflussbar ist.
Der Arzt Wiliam Fitzgerald (1872-1942) war der Auffassung, der Körper sei in zweimal fünf Längszonen und drei Querzonen geteilt. Er glaubte, dass man von jeder Stelle einer Zone alle Organe erreichen kann, die in dieser Zone liegen.
In dem Raster aus Längs- und Querzonen erkannte Fitzgerald Ähnlichkeiten mit den Längen- und Breitengraden der Erdkugel und den Meridianen chinesischer Akupunkturfiguren.
Nach dem Prinzip „pars pro toto“ (der Teil steht für das Ganze) ergänzte die Krankenschwester und Physiotherapeutin Eunice Ingham (1889–1974) diese Idee durch die Vorstellung, dass die beiden Körperhälften jeweils auf den Zehen, der Sohle, den Außenseiten und der Ferse des entsprechenden Fußes, gelegentlich auch auf dem Fußrücken, repräsentiert sind.
Die Fußsohle gilt gleichsam als Landkarte, auf der sich – der Einteilung der Längs- und Ouerzonen entsprechend – die Körperstrukturen und die inneren Organe anordnen: die Kopf- und Halsorgane im Bereich der Zehen, die Organe der Brust und des Oberbauchs im Bereich des Mittelfußes und die von Unterbauch und Becken im Bereich der Fußwurzel.
So wird zum Beispiel das rechte Auge am rechten Fuß im Bereich der zweiten und dritten Zehe abgebildet, das linke entsprechend auf dem linken Fuß. Die Strukturen und Organe – außer den im Körper paarig angeordneten wie die Augen – liegen nach Ingham spiegelbildlich auf beiden Fußsohlen, die Wirbelsäule an den Außenkanten der Fußsohlen, die Bauschspeicheldrüse in der Mitte, Arme und Beine an den Außenseiten der Füße.
Ist an einer bestimmten Stelle der Fußsohle die Haut auffällig verändert oder gerötet oder tritt beim Massieren des Fußes ein Druckschmerz auf, gehen die Anwender davon aus, dass das dazugehörige Organ krank beziehungsweise in seiner Funktion gestört ist. Als Ursache der Schmerzen werden feine kristalline Stoffwechselschlacken an den Nervenenden vermutet, die die normale Blutzufuhr zu den Organen behindern. Durch Massage sollen diese Kristalle verrieben und der Blutkreislauf dazu angeregt werden, diese Schlacken zu beseitigen.
Ingham stellte darüber hinaus eigene Theorien bezüglich der Entstehung von Krankheiten auf. So gab sie beispielsweise an, Epilepsie und Migräne seien ein Symptom einer Allergie und Erkältungskrankheiten entstünden durch einen überempfindlichen Grimmdarm.
Zunehmend werden Auffälligkeiten an der Fußsohle von vielen Anwendern als Störungen von „Energiekanälen“ angesehen, die den Fluss der Energie blockieren. Die Massage dieser Areale soll den Energiefluss aktivieren, indem sie reflektorisch auf Nervenbahnen oder Meridiane wirkt. Hier treffen wir also auf deutlich esoterische Vorstellungen.
Plausibilität
Die von Fitzgerald willkürlich entworfenen Längszonen am Körper müssen aufgrund heutiger medizinischer Erkenntnisse als Fantasieprodukte angesehen werden. Der ganze Körper ist darüber hinaus in keinem seiner Teile so repräsentiert, dass er von diesem Teil aus behandelt werden könnte. Es existiert keine Basis für die angenommene Verbindung zwischen den inneren Organen und den Fußsohlen. Ebenso fehlt ein Nachweis, dass sich an den Nervenenden im Fußgewebe kristalline Säurekristalle ablagern.
Die Angaben der verschiedenen Autoren, wo genau sich die einzelnen Organe an der Fußsohle abbilden sollen, weichen voneinander ab. Die Vermutungen über die Krankheitsursachen sind nach heutigem Stand des Wissens nicht haltbar und führen zu falscher oder ungenügender Behandlung teilweise schwerwiegender Krankheiten.
Bei Personen mit Problemen der Knochen und Gelenke im Bereich der Füße und Unterschenkel sollte eine Fußmassage mit Vorsicht angewendet werden. Falschdiagnosen sind wahrscheinlich und in der Folge Falschbehandlungen möglich. Dass Fehldiagnosen durch Fußreflexzonenmasseure eine Gefahr darstellen, Gesunde als krank und Kranke als gesund zu erklären, ist wiederholt dokumentiert worden.
Bei akuten Infektionskrankheiten und Fieber sollte Fußreflexzonenmassage nicht angewendet werden, weil vegetative Erregung durch die Therapie die Beschwerden verstärken kann. Bei offenen Wunden an Füßen und Unterschenkeln ist Fußreflexzonenmassage ebenfalls nicht angebracht.
Risiken und unerwünschte Wirkungen
Durch das Verfahren
Nach Fußreflexzonenmassage kann Müdigkeit auftreten, die Füße können schmerzempfindlich werden. Starke Schmerzreize an den Füßen können Reaktionen wie Schweißausbrüche und vermehrte Blasen- und Darmtätigkeit auslösen, sie können eine Änderung der Regelblutung bewirken und einen Kreislaufkollaps hervorrufen. Bei der Verwendung von Aromaölen kann es zu Allergien kommen.
Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft sollte Fußreflexzonenmassage nicht angewendet werden, da sie die Gebärmuttertätigkeit anregen kann.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Wenn nach Fußreflexzonenmassage Müdigkeit auftritt, sollten zur Sicherheit kein Fahrzeug gelenkt, keine Maschinen bedient und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichtet werden.
Bewertung
Die Eignung der Fußreflexzonenmassage als Diagnosemethode ist nicht belegt. Die Risiken sind vordergründig gering, durch die esoterischen Anleihen ist eine okkulte Belastung aber nicht auszuschließen. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt aufgrund des fehlenden Wirksamkeitsnachweises negativ aus. Als diagnostische Methode muss die Fußreflexzonenmassage als „nicht geeignet“ bewertet werden.
Das Handbuch «Die Andere Medizin» – Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden», Stiftung Warentest, Berlin, gibt einen guten Überblick über zahlreiche alternative Heilmethoden. Es kann vereinzelt noch im Buchhandel bezogen werden.