Ist Yoga mit dem christlichen Glauben vereinbar?
Yoga, insbesondere das Hatha-Yoga, wird heute auch im Westen immer populärer. Ja, es kommt sogar vor, dass Yoga-Kurse in Kirchengemeinden angeboten werden.
Selten führen sich Kirchenverantwortliche dabei die hinduistischen Wurzeln des Yoga vor Augen. Täten sie dies, so würden sie es sich wohl zwei Mal überlegen, ob man Yoga so ohne weiteres in den christlichen Glauben integrieren kann.
Folgend soll ein Yogi selbst zum Wort kommen, der zu der Frage Stellung nimmt, ob es sozusagen ein „christliches Yoga“ geben kann.
Der folgende Artikel wurde verfasst von Yogi Baba Prem, einem hinduistischen Yogi, Autor mehrerer Bücher und ausgebildet im traditionellen Gurukul-System. Wir hoffen, dass vor allem diejenigen, diesen Beitrag lesen, die der Meinung sind, Yoga sei mit dem christlichen Glauben vereinbar, oder die Yoga sogar in Kirchengemeinden anbieten.
Der Text wurde auszugsweise aus dem englischen übersetzt. Der englische Originaltext ist hier zu finden: http://rivr.sulekha.com/there-is-no-christian-yoga_184977_blog
update: Die Originalseite ist derzeit nicht erreichbar, in Auszügen findet sich der Text auch hier: http://lighthousetrailsresearch.com/yoga.htm
Yogi Baba Prem:
Ich war sehr erstaunt, als ich einen Flyer mit einer Einladung zu einem „christlichen Yoga“ erhielt. Ich konnte fast spüren, wie sich die Räder in meinem Hirn drehten. „Christliches Yoga?“ Während es natürlich praktisch möglich ist, dass Christen Yoga ausüben, wäre es mir neu, dass es christliche Lehren über Yoga geben würde. Yoga ist kein judäisch/christlicher Begriff. Yoga ist kein Bestandteil der römisch-katholischen Lehren und sicherlich auch nicht der evangelischen Lehren. Auch taucht der Begriff gar nicht in der Bibel auf. Es handelt sich vielmehr um einen hinduistischen Begriff, oder noch korrekter um ein Wort aus dem Sanskrit aus der vedischen Zivilisation. Wie könnten wir also von „christlichem Yoga“ sprechen?
Ich habe dazu nur zwei Erklärungen:
1) Die Christenheit sieht sich entweder durch Yoga bedroht und versucht nun, dieses System in ihr System zu integrieren, da es die Menschen immer stärker und erfolgreicher in spirituelle Lehren einführt
oder
2) Die Christenheit versucht unbewusst zu den spirituellen Wurzeln der vedischen Gesellschaft zurückzukehren
Ich fragte mich, welchen Grund sollten Christen wohl haben, Yoga zu übernehmen? Könnte es mit dem Rückgang an Kirchenmitgliedern in den letzten 60 Jahren zu tun haben? Könnte es sich um einen großen Marketing-Coup handeln? Ist es ein Versuch, die Yoga-Lehren abzuschwächen und eigene kirchliche Lehren in das System zu integrieren? Oder liegt der Grund darin, dass es die Kirchen nicht ertragen können, dass sie nicht alles spirituelle besitzen?
Ich glaube, der wichtigste Grund ist, dass Yoga und andere fernöstliche Lehren Antworten auf spirituelle Fragen anbieten, die die Massen bewegen. Yoga verspricht ja einen praktischen und rationalen Zugang zu Spiritualität. Im Yoga gibt es keine Verdammung, stattdessen werden Liebe und Toleranz angeboten. Im Yoga gibt es keine „Sünde“ oder ewige Verdammnis. Das wichtigste ist, dass es Antworten liefert. Es bietet einen Zugang zur Göttlichkeit an.
Die zweite Erklärung schließt mit ein, dass die Christenheit selbst auf der Suche nach Antworten war. Möglicherweise haben manche unflexible Lehren wie die ewige Verdammnis die Bedürfnisse der Mitglieder nicht mehr erfüllt und die der Kirchenoberen. Yoga anzubieten, erlaubt es den Christen heimlich Hinduismus zu praktizieren, ohne der christlichen Tradition zu entsagen.
Auch möglich, dass die Kirchenoberen realisiert haben, dass ihre Zeit als dominierende Religion sich ihrem Ende nähert. Sie müssen Yoga aufnehmen, bevor sie vom Yoga aufgenommen werden.
Die Realität sieht so aus, dass Yoga ein Teil des Hinduismus ist. Würde man erlauben, einen Teil davon zu entfernen, würde man eine Tür zur Verzerrung dieser Lehren öffnen. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Wurzeln des heutzutage ausgeübten Yoga im vedischen Yoga liegen. Dasselbe vedische Yoga, welches auch die Grundlage des Hinduismus ist. Würde man es erlauben, dass ein Zweig von diesem Baum an Wissen getrennt wird, so würde das noch nicht zwingend den ganzen Baum töten, aber es könnte Belastungen auslösen und den Baum aus der Balance bringen.
Der Hinduismus sollte sein gesamtes Erbe reklamieren und es nicht anderen Gruppierungen erlauben, ihre heiligen Lehren unter deren Banner führen zu lassen, besonders wenn diese Gruppen keine Tradition in ihrem System bzgl. dieser Lehren haben. Wenn sie sagen, sie möchten sich nur etwas davon „ausleihen“ und dabei klar sagen, dass dies aus dem Hinduismus kommt, dann wäre es eine andere Sache. Aber oft versuchen Gruppen die hinduistischen Lehren als ihre eigenen darzustellen.
Gelehrte an Universitäten sollten den Standpunkt vertreten, dass Yoga ein Teil des Hinduismus ist und dass es erforderlich ist, ein Hindu zu sein, um Yoga zu praktizieren. Es ist wichtig, die Wurzeln dieser Tradition anzuerkennen. Man muss ein Hindu sein, um Yoga auszuüben. Vom historischen Kontext her ist es klar, dass Yoga aus dem Hinduismus kommt.
Baba Prem
Folgend noch eine Mitteilung der „Classical Yoga Hindu Academy“:
(übersetzt aus dem Englischen. Original: http://lighthousetrailsresearch.com/yoga.htm)
„Ist Yoga eine Religion, die Jesus ablehnt? Ja. So wie die Christenheit die hinduistischen Götter wie Shiva, Vishnu, Durga oder Krishna ablehnt, um nur einige zu nennen, so haben auch der Hinduismus und seine vielen Yogis nichts mit Gott oder Jesus zu tun (wobei wir aber den Glauben anderer respektieren). Als Yogis, die den yogischen Lebensstil leben, begrüßen wir es, wenn andere verstehen, dass alles, was mit Yoga zu tun hat, zum Hinduismus gehört. Modernes sogenanntes Yoga ist unehrlich gegenüber Hindus und gegenüber allen Nicht-Hindus wie z.B. den Christen.“
Danda,
Dharma Yoga Ashram
(Classical Yoga Hindu Academy)
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